Opton W-Stativ

 

Auf dieser Seite werde ich das Zeiss Opton W-Stativ Mikroskop mit umfangreichem Zubehör beschreiben.

Das Zeiss Opton W-Stativ ist ein Mikroskop von historischer Bedeutung. Es steht für den Neuanfang der Zeiss Mikroskop-Produktion nach 1945 in Westdeutschland. Weil zu der Zeit 1946 rechtlich noch nicht geklärt war, wie nach der Teilung in Zeiss Ost / West der Markenname Carl Zeiss zu verwenden war, wurde mit 84 Zeiss Spezialisten, die von den Amerikanern aus der RBZ (russischen Besatzungszone) evakuierten waren, im Oktober 1946 im schwäbischen Oberkochen die Firma Opton Optische Werke Oberkochen GmbH gegründet. Aus den Optischen Werken Oberkochen wurde am 1. Oktober 1947 das Unternehmen Carl Zeiss. (vor 1945 befand sich das Stammwerk, sowie Sitz der Carl-Zeiss-Stiftung in Jena).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Zeiss Opton W-Stativ wurde als Neukonstruktion im neuen Produktionsstandort Oberkochen sehr aufwendig und nach allen Regeln der Feinmechaniker-Kunst konstruiert und gefertigt. Wie aufwendig das Opton W-Stativ konstruiert war, habe ich bei der Reinigung und der Demontage meines W-Stativs gesehen. Allein der Feintriebknopf des W-Stativs besteht aus unglaublichen 10 Einzelteilen! In den Feintriebknöpfen sind gleich mehrere Funktionen untergebracht: die wichtigste ist der Feintrieb, dann die Friktion des Feintriebs. Man stellt an den Feintriebknöpfen das axiale sowie das radiale Spiel der Triebknöpfe ein. Des Weiteren ist im Feintriebknopf noch ein „Überdrehschutz“ untergebracht, der bei unsachgemäßer Bedienung einen Getriebeschaden verhindert.

So sieht der zerlegte noch nicht gereinigte Feintriebknopf aus, es sind genau 10 Einzelteile!

Zum Vergleich: der Feintriebknopf beim Zeiss Standard Junior Mikroskop, besteht aus 2 Teilen, dem Triebknopf und der Madenschraube.

 

Mit dem Zeiss Opton W-Stativ ist ein technisches Meisterstück entstanden, das auch nach 70 Jahren spielfrei und geschmeidig zu bedienen ist. Auch wenn nach Aussagen einiger Zeiss-Kenner die Firma beim Vertrieb des Opton-Mikroskops noch Geld oben draufgelegt habe.

 

Zugegeben, die LED-Beleuchtung ist ein kleiner Stilbruch. Die Original Opton-Lampe besitze ich noch nicht, sie ist auch nicht einfach zu bekommen.

Die LED-Lampe mit dem Steuergerät wurde konstruiert und gefertigt vom LED-Spezialisten aus Zang für das Zeiss Junior-Mikroskop. Mit meiner Adapterplatte aus dem 3-D Drucker kann ich die LED-Lampe auch am Zeiss Opton-Mikroskop verwenden, und ich finde es sieht gar nicht so übel aus.

 

Vor kurzem konnte ich günstig ein zweites W-Stativ mit sehr viel Zubehör dazukaufen. Demnächst werde ich die Teile hier auf der Seite näher beschreiben.

 

 

An diesem W-Stativ sind gleich zwei sehr seltene Teile zu sehen. Erstens eine Objektiv Einzelaufnahme im Revolverschlitten und zweitens der unglaublich aufwendig konstruierte Beleuchtungsspiegel im Stativfuß. Zu sehen ist noch der Optovar, der zwischen Stativ und Binokulartubus montiert ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Beleuchtungsspiegel ist ein komplexe Konstruktion. Die obere Linse lässt sich herunter klappen und die untere Sammellinse ist zur Seite schwenkbar. Der Spiegel macht einen hochwertigen Eindruck, alles am Spiegel ist massiv gebaut. Ich denke bei der Konstruktion des Spiegels, durfte sich ein Konstrukteur mal so richtig austoben. Als der Spiegel fertig war, stellte man fest dass der Spiegel wirtschaftlich gesehen keine Chance auf dem Markt hatte. So wurden wahrscheinlich nur wenige gefertigt, eventuell auch nur für ausgewählte Kunden.

 

 

 

 

 

Mit der Einzelobjektivaufnahme bekommt man mehr Platz, am Objekttisch um ungehindert an das Präparat unter dem Objektiv zu gelangen, zum Beispiel ist es damit möglich, in eine Petrischale einzutauchen. Der Zentriermechanismus an der Einzelobjektivaufnahme, macht die Objektivaufnahme auch interessant für die Polarisation. Weitere Vorteile die so eine Einzelaufnahme bietet, sind mir nicht bekannt.

 

 

Der Optovar ist in erster Linie ein Vergrößerungswechsler mit den Vergrößerungsfaktoren 1x, 1,6x und 2,5x. Im Optovar ist ein einschwenkbarer Polfilter, der eingeschwenkt als Analysator funktioniert. In der Stellung Ph (Phasenkontrast) der Rändelscheibe wird die Amici-Bertrand-Linse in den Strahlengang eingeschaltet. Diese Linse bildet die hintere Brennebene der Objektive 16x bis 100x und zugleich die Aperturblende des Kondensors in das Sehfeld der Okulare ab. Auf diese Weise ist nicht nur jederzeit eine Beobachtung der Austrittspupille dieser Objektive möglich (Kontrolle der Ausleuchtung), sondern beim Phasenkontrastverfahren auch die Prüfung der Zentrierung der Ringblenden im Phasenkontrastkondensor zu den Phasenringen in den Objektiven. Die Scharfstellung der Amici-Bertrand-Linse auf die hintere Brennebene (Phasenring) der Objektive erfolgt durch Drehen an der unteren Rändelscheibe am Optovar.

 

 

Auch beim W-Stativ können einfache polarisationsoptische Untersuchungen durchgeführt werden.

Für das W-Stativ wurde ein besonderer Polarisationsfiltersatz für die binokulare Beobachtung entwickelt. Der Polarisationsfilter besitzt eine Spezialfassung, in die das Kompensatorplättchen eingelegt und in ihr um 90° gedreht werden kann.  Der Polarisator wird in den Filterhalter der Mikroskopierleuchte eingesetzt. Der Analysator sitzt oben im Optovar und kann bei jeder Vergrößerung in den Strahlengang geschwenkt werden.

 

Sechs verschiedene Kondensoren für zum Teil unterschiedliche Anwendungen gehören zu diesem Konvolut.

Sämtliche Kondensoren sind durch einen einfachen Handgriff schnell und leicht auswechselbar, da sie durch ein Steckgewinde in den Tischträger eingesetzt werden. Alle Kondensoren sind nach dem Einsetzen zur optischen Achse des Mikroskops zentriert und bedürfen keiner Korrektur durch den Beobachter.

 

1   Der Kondensor hat einer n.A. von 1,25 und ist für höhere Vergrößerungen geeignet. Mit dem Hebel wird die Köhlersche Beleuchtung eingestellt. Der Kondensor besitzt eine nach der Seite verschiebbare Irisblende für schiefe Beleuchtung. Die Verschiebung kann bis zum vollen Betrag der Apertur aller Systeme erfolgen. Außerdem kann die Irisblende an dem kleinen Handgriff um 360° geschwenkt werden. Es ist daher möglich, schiefes Licht aus jeder gewünschten Richtung einfallen zu lassen.

 

2   Der Kondensor n.A. 0,9 ist konstruiert für das große Leuchtfeld. Mit dem linken Hebel wird über die Höhenfeineinstellung die Beleuchtung geköhlert. Mit der Schaltlinse, die über den rechten Hebel eingeschwenkt wird, vergrößert sich das Leuchtfeld auf n.A. 0,2 so dass der Kondensor auch das große Sehfeld des Planachromaten 2,5 / 0,08 ausleuchtet.

 

3   Der Dunkelfeld-Kondensor 0,8/0,95 trocken, ist mittig zentriert und muss nur durch drehen am unteren Rändelring in der Höhe eingestellt werden.

 

4   Der Phasenkontrast-Kondensor besteht aus einem Kondensor 1,25 mit vollständigem Abbe`schen Beleuchtungsapparat und enthält außerdem eine Revolverscheibe mit drei Ringblenden, die außen an der Rändelscheibe mit der Gravur 0, 16x, 40x und 100x gekennzeichnet sind für die entsprechenden Objektive. In der Stellung 0 ist es ein Hellfeldkondensor. Auch dieser Kondensor besitzt eine nach der Seite verschiebbare Irisblende für schiefe Beleuchtung. Die Verschiebung kann bis zum vollen Betrag der Apertur im Hellfeld erfolgen. Außerdem kann die Irisblende an dem kleinen Handgriff um 360° geschwenkt werden. Es ist daher möglich, schiefes Licht aus jeder gewünschten Richtung einfallen zu lassen.

 

5   Der Kondensor X besteht aus drei Teilen, dem Grundkörper und zwei Einschraublinsen. Es wird immer nur eine Linse eingeschraubt, die f=36 oder der Einsatz f=55. In einer Zubehörliste wird er als Brillenglaskondensor bezeichnet. Verwendet wird der Kondensor mit den Brennweiten 36mm für den Planachromaten 1,0/0,04 und die 55mm für das Ansatzobjektiv Z 4x, für den Maßstab 1:2.

 

 

5  Hier noch mal zu sehen der Kondensor X mit den zwei unterschiedlichen Optiken.

 

 

 

Der Kardioid-Dunkelfeldkondensor n.A. 1,05 ist gefertigt für das Mikroskopieren mit Ölimmersionsobjektiven.  Der Kondensor ist durch das W-Stativ-Steckgewinde vollständig zentriert. Am Kondensor ist nur noch die Höhenfeineinstellung entsprechend der Objektträgerdicke mit dem Hebel anzupassen.

 

 

 

 

 

Bei der Nutzung von bereits vorhandenen externen Lichtquellen, die über den Tageslichtspiegel eingesetzt werden, wird eine Korrektionslinse im Kondensor erforderlich.

Wenn bereits vorhandene Lichtquellen über den Tageslichtspiegel eingesetzt werden, ist es erforderlich, diese kleine Korrektionslinse unten in den Kondensor einzuschrauben, da bei diesen Lichtquellen die Leuchtfeldblende in der Regel weiter vom Kondensor entfernt ist. Mit Hilfe der Korrektionslinse wird die Leuchtfeldblende trotz ihres größeren Abstands scharf in die Objektebene abgebildet.

 

Drei verschiedene Objektiv-Halter gehören zum Mikroskop, für die Durchlicht und die Auflicht Mikroskopie.

 

 

  Die Einzelobjektivaufnahme habe ich weiter oben schon beschrieben.

 

 

 

 

 

2   Der fünffach Revolver ist ein Wechselrevolver. Diese Ausführung mit fünf Objektivplätzen ist wahrscheinlich ein späteres Modell, denn in den ersten Jahren der kurzen Produktionszeit wurden nur vierfach Revolver angeboten.

 

 

 

 

 

3  Mit wenigen Handgriffen lässt sich das Durchlichtmikroskop in ein Auflichtmikroskop verwandeln. Dazu löse ich den Schlittenrevolver aus dem Stativkopf und schiebe den Auflichtkondensor in die Führung am Stativkopf. Der Kondensor verfügt über vier Objektivplätze im Revolver. Als Beleuchtung nehme ich die 3 Watt LED aus dem Stativfuß. Die LED-Beleuchtung werde ich weiter unten noch näher beschreiben. Meine Auflichtmikroskopie beschränkt auf den kleinen Bereich der Betrachtung und der Fotografie von Seifenhäuten.

 

Hier zu sehen, die Tuben für das W-Stativ, wobei es von dem Trinokular zwei unterschiedliche Ausführungen gibt.

 

Diese Abbildung der zwei unterschiedlichen Trinokulare stammt aus einer Zeiss Opton Broschüre der 1950er Jahre. Da werden beide Trino-Tuben für das W-Stativ gezeigt.

 

 

 

 

Der Fototubus für das W-Stativ ist zu meiner Sammlung hinzugekommen, allerdings wurde an dem Opton-Tubus eine 44 mm Ringschwalbenaufnahme aus dem Zeiss Standard System angeschraubt. Damit kann ich im Moment nicht das Opton Binokular mit der Schwalbenplatte 47,8 mm adaptieren. Es passt aber das Binokular aus der Standardserie. Vielleicht bekomme ich noch die Opton Ringschwalbenplatte und kann diese dann auswechseln. Über die Rändelscheibe können drei Einstellungen angewählt werden: In der Stellung „B“ für Beobachtung gehen 100% Licht auf die Okulare. In der Stellung „F“ für Fotografie gehen 100% Licht in den Fototubus. In der Stellung „B/F“ wird das Licht 50/50% auf die Okulare und auf den Fototubus verteilt.

 

 

Dieser Trinotubus ist wahrscheinlich erst in den späteren Produktionsjahren dazugenommen worden. So wie es aussieht, stammt der Trinotubus aus der Zeiss-Winkel-Produktlinie und wurde für das W-Stativ modifiziert. Er hat einen festen Strahlenteiler, von dem ca. 60% des Lichtes auf den Fototubus und 40% auf die Okulare gehen.

 

 

 

 

Der Binotubus ist eine Zeiss-Opton-Konstruktion aus dem Jahr 1946. Dieser „Kugeltubus“ ist das unverwechselbare und charakteristische Merkmal am W-Stativ. Die dazugehörigen Okulare aus der Zeit um 1946 waren die Opton K8x mit dem kleinen Sehfeld. Die habe ich getauscht gegen Okulare aus der späteren Standard-Serie, zwei KPL 12,5 mit 20er Sehfeld.

 

 

Der monokulare Schrägtubus ist in dieser Ausführung in keiner Opton Broschüre zu finden. Er passt allerdings sehr gut in das Opton-System.  Der Tubus hat eine 30mm Tube, passend für den Einsatz von großen Okularen. Ich habe ein Nikon Okular mit 30mm Steckmaß und einem 24er Sehfeld. Die Betrachtung der Objekte durch das Okular mit dem 24er Sehfeld ist ganz großes Kino. Zugegeben, es ist auch etwas anstrengend bei dem großen Sehfeld. Man erfasst nicht mit einem Blick das komplette Präparat, um alles zu sehen, wandert die Pupille durch das Bild.

 

Jetzt sind wir unten am Mikroskop angekommen, hier sitzt die Mikroskopierleuchte im Stativfuß.

 

Diese Mikroskopleuchte gehört zu der späteren Ausbaustufe des Mikroskops. Die Mikroskopleuchte ist ausgestattet mit einer Leuchtfeldblende, mit der man nach dem Köhler`schen Beleuchtungsprinzip das Licht am Mikroskop einstellen kann. Der Lampenkörper ist in einer Gleitführung gelagert, die eine Bewegung in alle Richtungen zulässt, damit kann die Lampe fein zentriert werden. Ursprünglich war das Mikroskop mit einer Niedervoltleuchte von 6 Volt 15 W ausgestattet. Das liegt allerdings 70 Jahre zurück. Heute verwende ich einen 3 W LED-Einsatz (links im Foto) mit 5100 Kelvin, gebaut vom LED-Spezialisten aus Zang. Die hintere Lampenfassung lässt sich abschrauben und kann an den oben gezeigten Auflichtkondensor für das Auflicht genutzt werden. Am Anfang dieser Seite zeige ich mein erstes W-Stativ mit der runden LED-Beleuchtung. Zu der Zeit hatte ich noch nicht die hier gezeigte W-Stativ-Mikroskopleuchte. Die oben beschriebene LED-Leuchte ist auch weiterhin eine (nicht ganz so komfortable) Alternative.

 

 

Die Mikroskopierleuchte A, so wird die Lampe in der Bedienungsanleitung genannt. Sie ist eine ausgereifte Mikroskopierleuchte, die keine Wünsche offenlässt.

Verbaut sind in der Lampe eine Kollektorlinse, eine Leuchtfeldblende, eine einschwenkbare Streulichtscheibe und eine zuschaltbare Hilfslinse. Für Objektive mit hoher Vergrößerung wird die Hilfslinse zugeschaltet, für die Übersichtsobjektive wird sie ausgeschaltet. Auch diese Mikroskopierleuchte habe ich auf LED-Betrieb umgebaut.

Die Mikroskopierleuchte A in der Gebrauchsanleitung.

 

 

Wer mehr über den Neuanfang der Firma Carl Zeiss nach 1945 in Oberkochen erfahren möchte, dem empfehle ich wärmstens das Buch von Armin Hermann „Nur der Name war geblieben“ zu lesen.

 

In dieser Gebrauchsanleitung sind alle wichtigen und interessanten Einzelheiten zu diesem einzigartigen Mikroskop zu finden. Es ist schön, eine Gebrauchsanleitung von 1947 zu lesen, in der alles klar und ohne viel Firlefanz beschrieben ist.

 

 

 

 

 

Mit den Folgemodellen der Baureihe Zeiss West Standard tritt Zeiss Oberkochen ab 1949 seinen beispiellosen, weltweiten Siegeszug an. Das Zeiss Standard wird das meistverkaufte Mikroskop der Welt und sichert Carl Zeiss für viele Jahrzehnte einen überragenden Marktanteil.